Blut im Urin: häufig erst spät erkannt
Die meisten Fälle von Patienten mit Blut im Urin werden in der Arztpraxis zufällig entdeckt: meist im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung. Hierbei hat der Patient/Patientin selbst gar kein Blut im Urin gesehen. Denn die meisten Hämaturien (Blut im Urin in der Medizinersprache) treten eher unsichtbar auf.
Akute, chronische Harnwegsinfekte, große körperliche Anstrengungen (Marathonlauf, große Wanderungen, lange Radtouren, Gerinnungsstörungen, gerinnungshemmende Medikamente), Harnsteine, aber auch internistische Erkrankungen wie zum Beispiel Nierengewebserkrankungen, Prostata-Adenome, Prostataentzündungen, spielen eine wichtige Rolle bei den gutartigen Erkrankungen.
Wie eine neue Studie der John Hopkins University (Baltimore, USA) http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/bju.13878/abstract allerdings belegt, werden die bösartigen Erkrankungen der Harnwege häufig erst spät erkannt. Denn auch die gutartigen Erkrankungen (siehe oben) spielen hier eine wichtige Rolle. Und nicht bei jedem Patienten wird man gleich invasiv nach dem Rechten sehen können! Entscheidend war laut Studie, welchen Arzt die Patienten aufgesucht hatten, und wie die weitere Diagnostik lief. Das Dilemma: es fehlen immer noch 100% optimale Tests, die Krebs direkt nachweisen. Denn nicht jeder Patient kann mit einem mikroskopischen Urin-Spezialtest untersucht werden. Auch der in unserer Praxis durchgeführte Urin-Blasentumortest wie der NMP22-Test ist nicht immer eindeutig (falsch positive Sensitivität, weniger Spezifizität). Aber er hilft in der Diagnostik. Durch unser Netzwerk stehen wir in ständigen Kontakt auch mit Fachärzten der Urologie.
Deshalb gilt: Patienten/innen älter als 45 Jahre sollten immer eine Routineuntersuchung auch des Urins durchführen lassen. Die Urinuntersuchung bei jüngeren Menschen ist angezeigt bei familiären Erkrankungen (Niere, Harnsteine), bei Rauchern, Malern / Lackierern sowie Personen, die in der petrochemischen Industrie arbeiten.
Die Untersuchung ist kostengünstig und beinhaltet meist zunächst nur die Vorgeschichte, die Urinuntersuchung. Ultraschall und spezielle Urinuntersuchungen können sich anschließen. Laboruntersuchungen schließen Entzündungszeichen und besonders die harnpflichtigen Substanzen ein.
Literatur:
- Evaluation of Gender-Based Disparities from Initial Hematuria Presentation to Upper Tract Urothelial Carcinoma Diagnosis: Analysis of a Nationwide (USA) Insurance Claims Database, Chappidi et al., BJUI, online first April 18th 2017; http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/bju.13878/abstract