Corona Test: SARS-CoV2-Virus
Prätestwahrscheinlichkeit und (falsche) negative Befunde:
Warum die Anamnese und Untersuchung (Prätest-Wahrscheinlichkeit) durch den Arzt so wichtig ist!
Beispiel-1:
Hausarzt, 52J., leichtes Fieber, Husten, nur leichtes Krankheitsgefühl. 2 Tage nach Beginn dieser Symptome ist der PCR-Abstrich Sars-Covid-19 negativ. Leichtes Fieber und Husten bleiben allerdings weiter – der Arzt geht weiter zur Arbeit in die Praxis. Ist die Idee gut oder schlecht? Schlecht!
Begründung: Hohes berufliches Risiko – Expositionsrisiko für Covid-19! Die Prätestwahrscheinlichkeit (aufgrund der Anamnese/Untersuchung) liegt deutlich über 80%, dass doch ein Sars-CoV2 Infekt besteht!
Beispiel-2: Lehrerin, 38J, keine Vorerkrankungen, verheiratet, 3 Kinder im Alter von 1, 3 und 5 Jahren besuchen den Kindergarten. 2-3 Infekte im Jahr, klagt seit 3 Tagen über Husten, deutliche Abgeschlagenheit, Gliederschmerzen. Die Schule weist keine positiven Covid-Fälle auf, der Ehemann ist im Homeoffice, auch hier kein Covid-Fall in den letzten 2 Wochen, nach Befragung sind auch keine weiteren Cluster zu erkennen (wie Auslandsreise, Risikogebiet, Familienfeiern, Kegeln, Restaurantbesuche, Fitness-Studio mit vielen Menschen u.a.). Die Prätestwahrscheinlichkeit liegt unter 10%, dass hier ein Virusinfekt durch Sars-CoV2 vorliegt: was Labor und Abstrich PCR bestätigen!
Diese Fälle sollen belegen:
*Ein negativer PCR-Abstrich-Test zeigt nicht gleich Entwarnung!
Es ist immer sicherer, die Prätestwahrscheinlichkeit (Anamnese/Untersuchung) mit einzubeziehen. Dann muss , wie in dem Fall des Arztes ein zweiter PCR Abstrich erfolgen! Eine Arbeitsgruppe um Watson et al. University Bristol, konnte zeigen, dass der PCR Test in dem obigen Fall des Arztes sofort angezweifelt worden wäre, wenn die Prätestwahrscheinlichkeit mit berücksichtigt worden wäre: ein 2. Test wäre durchgeführt worden. PCR-Tests mit guter Prätestwahrscheinlichkeitsberechnung (Anamnese/Untersuchung) sind in 95 % positiv.
Die Lehrerin (tatsächlich ein eigener Fall hier in der Praxis) hätte man eigentlich nicht testen müssen: man tut es aber, weil in diesem speziellen Fall die Komponenten Kindergarten und Beruf Lehrerin als Restrisiko vorliegen (als vermehrt exponierte Person bleibt ein Restrisiko von 10%).
*Wer „Grippeartige Symptome“ bekommt, sollte
- 4-6 Tage zurückdenken (Inkubationszeit), was er/sie an diesen Tagen genau gemacht hat, dies notieren und
- seinen Hausarzt anrufen, damit die Prätestwahrscheinlichkeit zunächst gemeinsam erhoben werden kann.
- Erst dann wird entschieden, wie es weitergeht!
- Symptomfreie positive SARS-COV2 Menschen sollten besonders über Ihre Prätestwahrscheinlichkeit eingeordnet werden (siehe Robert Koch Institut- Klassifizierungsstufen). Trotzdem sind PCR-Test in Ihrer Testgenauigkeit bei Personengruppen wie dieser nicht immer positiv (70%), wie die Bristol-Gruppe beschreibt.
- Deshalb ist Quarantäne in unsicheren Fällen das Mittel der Wahl!
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Literatur:
Watson et al.: “Interpreting a covid-19 test result”: BMJ 2020; 369 doi: https://doi.org/10.1136/bmj.m1808 (Published 12 May 2020)Cite this as: BMJ 2020;369:m1808Literatur